Arthrose (Osteoarthritis) ist ganz allgemein betrachtet die Folge eines dauerhaften Gelenkverschleißes. Obgleich in fast 80% aller Fälle eine Verletzung oder langjährige Überbelastung des Gelenkes als Ursache für die Arthrose angenommen wird, ist das Wissen um die tatsächlichen Abläufe und Auslöser auch heute noch sehr unzureichend. Neben Fehlbelastungen beim Sport oder auf der Arbeit spielen angeborene Defekte im Knorpel oder in der Stellung der die Gelenke bildenden Knochen eine größere Rolle.

Hinzu kommen Mangelernährung sowie nach neuesten Forschungserkenntnissen Stoffwechselerkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus. Gerade an diesen Ursachen können ernährungsmedizinische Ansätze eine wertvolle Ergänzung der pharmakologisch-chemischen Therapie sein.

Studie zum Einfluss von Mangelernährung auf Arthrose – der etwas andere Elchtest

Zwischen 1958 und 1987 sammelten Forscher in Michigan Elchskelette, die sie stellvertretend für eine Reihe von Großsäugern (inklusive den Menschen) auf Anzeichen von Arthrose untersuchten. Besonders wichtig für die Ursachenforschung war die Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Arthrose.

Primärarthrose – Sekundärarthrose

Während eine Sekundärarthrose bei den Elchen als Folge von Verletzungen oder Infektionen auftrat, ließ sich die Ursache einer Primärarthrose bis dahin nicht erschließen. Erst das Zusammenbringen der Daten mit den Umweltbedingungen und der Ernährungssituation der Elche brachte das entscheidende Ergebnis.

In fast allen Fällen mit primärer Arthrose litten die betreffenden Elche in jungen Jahren an Mangelernährung infolge widriger Umweltbedingungen wie z.B. lange Winter mit geschlossener Schneedecke. Die Forscher fanden heraus, dass frühe Mangel- oder Unterernährung zu Entwicklungsstörungen im Gelenkknorpel führt, welche sich in späteren Lebensjahren in Form einer Arthrose manifestieren können 1.

Ernährungsmangel im Überfluss

Auf den Menschen und heutige Zeit übertragen bedeutet “Mangelernährung” nicht, dass insgesamt zu wenige Kalorien auf den Tisch kommen. Was oft aber fehlt, sind für den Knorpelaufbau wichtige Substanzen.

Dazu muss man wissen, dass der Knorpel zu einem Großteil aus schwefelhaftigen Verbindungen besteht und für die Bildung von Gelenkflüssigkeit zudem bestimmte Spurenelemente wichtig sind. Zudem müssen vor allem in den Gelenken Entzündungsherde möglichst schnell bekämpft werden können, wofür Vitamine und Omgea-3-Fettsäuren verantwortlich sind:

  • schwefelhaltige Verbindungen und Aminosäuren (L-Cystein, L-Methionin) für den Knorpelaufbau
  • Mangan (Knorpelaufbau)
  • Omega-3-Fettsäuren (entzündungshemmend)
  • Vitamin C und Vitamin E (entzündungshemmend)
  • Vitamin D (entzündungshemmend bzw. für Immunabwehr, zudem aktiviert es Calcium für Knochenaufbau)

Sportliche Überbeanspruchung – Karate und Co

Neben dieser Mangelernährung führen Verletzungen und Fehlbelastungen von Gelenken unter Umständen ebenso zu einer sekundären Arthrose. Besonders gefährdet sind die Gelenke von Leistungssportlern oder Menschen, die einen Kampfsport ausüben, da hier dumpfe Schläge und ruckartige Bewegungen häufiger auftreten.

Das ist aber nicht auf Kampfsportarten beschränkt. Auch Sportler anderer Sportarten wie:

  • Handball
  • Fußball
  • Squash
  • Tennis
  • Eishockey oder
  • Ballett

leiden besonders oft an Kniearthrose (Gonarthrose) oder Hüftarthrose. 2

Das Inselspital Bern hatte hierzu zwischen 2006 und 2007 unter der Leitung von Prof. Klaus Siebenrock Studien an Karate- und Hockey-Junioren durchgeführt. Im Ergebnis ließen sich bei 40% der Teilnehmer erste Veränderungen und Schmerzen insbesondere im Hüftgelenk darstellen. In der Folge könnte sich daraus im späteren Alter eine sekundäre Hüftarthrose bilden. 3

Body Mass Index, Adipositas und Gelenkarthrose

Ebenso wie Ernährungsmangel eine Arthrose begünstigen kann, sind eine Überernährung und das damit verbundene Übergewicht Risikofaktoren für Gelenkschäden. Eine kürzlich veröffentlichte Arbeit, die 21 Einzelstudien zum Einfluss von Übergewicht auf Arthrosen berücksichtigte, zeigt eindeutige Zusammenhänge zwischen Adipositas und einem erhöhten Risiko, an Kniearthrose zu erkranken. Interessanterweise scheint das Risiko für übergewichtige Frauen zudem generell höher zu sein als für Männer.

Bereits die Gewichtsabnahme von 5 Kilogramm kann den Arthroseverlauf signifikant günstig beeinflussen und Abnutzung des Knorpels sowie Schmerzsymptomatik lindern. 4

Diabetes mellitus – Wie Zucker die Gelenke schädigt

Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist nach neueren Erkenntnissen ein weiterer ursächlicher Risikofaktor der Arthrose, wie Prof. Dr. Schett vom Uniklinikum Erlangen in seiner Arbeit bestätigt. Grundlage der Ergebnisse ist die Bruneck-Studie, die am Krankenhaus in Bruneck in Südtirol läuft. Hier sammeln Mediziner seit 1990 Daten über den Gesundheitsstatus der Patienten. Bei der Auswertung zu Operationen für einen Hüftgelenks- oder Kniegelenksersatz fand sich ein verstärkter Zusammenhang zwischen Patienten mit Diabetes Typ 2, Übergewicht und Arthrosen.

Doch wie kann ein erhöhter Blutzuckerspiegel Gelenke schädigen? Dies geschieht vermutlich auf zwei Wegen. Zum einen gelangt der Zucker bis ins Knorpelgewebe und schädigt dort dauerhaft die Knorpelzellen. Diese antworten mit der Bildung von Entzündungseiweißen, welche die Symptomatik weiter verschlimmern. Auf der anderen Seite werden Nerven durch einen hohen Blutzuckerspiegel geschädigt. In der Folge können Diabetes-Patienten Fehlhaltungen und Dauerbelastungen in einzelnen Gelenken nicht mehr ausreichend registrieren, wodurch die Abnutzung der Knorpelschichten weiter voranschreitet. 5

Quellen und Studien u.a. bei:

  1. Peterson RO. Increased osteoarthritis in moose from Isle Royale. 1988. Journal of Wildlife Diseases 24(3), 461-466
  2. Kujalan UM, Kaprio J, Sarna S.; “Osteoarthritis of weight bearing joints of lower limbs in former elite male athletes”. BMJ. 1994; 308:231-4, ebenso: Vignon E, Valat JP, Rossignol M, Avouac B, Rozenberg S, Thoumie P, Avouac J, Nordin M, Hilliquin P, “Osteoarthritis of the knee and hip and activity: a systematic international review and synthesis (OASIS)”. Joint Bone Spine. 2006; 73; 442-55
  3. http://kenkokempokarate.de/wordpress/wp-content/uploads/2012/08/Hueftstudie.pdf
  4. Jiang L, et al. 2012. Body mass index and susceptibility to knee osteoarthritis: a systematic review and meta-analysis. Joint Bone Spine 79(3), 291-297
  5.   Schett G,et al. 2012. Diabetes Is an Independent Predictor for Severe Osteoarthritis: Results from a longitudinal cohort study. Diabetes Care. 5