Im fortgeschrittenen Stadium führt die Kniegelenksarthrose zur vollständigen Zerstörung des Gelenkknorpels. Die Folge sind schwere Entzündungen und starke Schmerzen. Wenn die Bewegung so stark eingeschränkt ist, dass das tägliche Leben zur Qual wird und zudem die Nebenwirkungen der Schmerzmittel die Gesundheit gefährden, bleibt häufig nur noch die Operation. Mittlerweile gibt es verschiedene Arten der Knierestauration und der vollständige Ersatz des Kniegelenks sollte eigentlich die letzte aller Maßnahmen sein. Über den Sinn dieser Operation wird auch in der Fachliteratur sehr angeregt diskutiert. Wann und unter welchen Voraussetzungen ist die Knieprothese nun sinnvoll?

Gelenkerhaltende Kniearthroskopie

Bei einer sich entwickelnden Arthrose kann anfangs noch mittels Kniearthroskopie versucht werden, das Gelenk zu erhalten. Dies sollte immer der erste Weg sein im Umgang mit der Krankheit, denn kein künstliches Gelenk ist derzeit in der Lage, das natürliche Knie in Bewegungsspielraum und Belastbarkeit zu ersetzen. Bei der Kniearthroskopie werden Sonden über zwei kleine Hautschnitte ins Gelenk eingeführt. Über Spülungen und kleinere kosmetische Korrekturen wird versucht, den Gelenkabrieb zu verringern und Fremdkörper (Knorpelsplitter) aus der Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit) zu entfernen. Dadurch kann die Schädigung des Gelenkknorpels reduziert werden.

Der Nutzen dieses Eingriffes wird jedoch heute infrage gestellt. Ärzte mahnen, dass die Kniearthroskopie in den seltensten Fällen eine Arthrose wirklich verhindern kann. Es wird lediglich eine kurzzeitige Schmerzlinderung erreicht, die den Patienten in Sicherheit wähnt und so wertvolle Behandlungszeit verstreichen lässt. Viel besser ist es, der Patient betreibt gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Walking, die die Produktion von Gelenkschmiere anregen. Zeitgleich würden Muskeln aufgebaut, die das Gelenk und den Bewegungsapparat stützen können. (Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1474825/)

Wenn nichts mehr geht: die Knieprothese

Auch wenn die Knieoperation bei Arthrose die zweithäufigste Operation im höheren Lebensalter ist, ist sie längst keine Routine-Methode. Darüber hinaus birgt sie nicht nur durch Studien belegbare Risiken, sondern ist auch in ihrem Nutzen umstritten. Das subjektive Empfinden der Patienten über den Erfolg der Operation kann durchaus entgegengesetzt dem der behandelnden Ärzte sein. Ist die Knie-OP denn dann wirklich eine sinnvolle Therapie bei Arthrose?

Ein Problem deckten japanische Wissenschaftler bereits im Vorfeld von Knie-Operationen auf. Ältere Menschen haben meist weniger Blut, da sich ihr Trinkverhalten verändert. Zudem kann Nährstoffmangel dazu führen, dass die Blut-Hämatokritwerte niedriger sind als bei jüngeren Menschen. Während der Operation wird jedoch das komplette natürliche Knie gegen ein Implantat z. B. aus Titan ausgetauscht. Dies ist mit einem hohen Blutverlust verbunden. Daher die Empfehlung der Wissenschaftler, für Patienten mit einem Hämatokrit kleiner als 11 g/dl in Vorbereitung der Operation eine Eigenblutspende durchzuführen (Quelle: Fujimoto et al. 2003. Blood loss in patients for total knee arthroplasty. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 11(3), 149-54).

Darüber hinaus wurden in einer US-Studie aus dem Jahr 2011 einhundertundvierzig Patienten nach ihrem Schmerzgefühl sowie nach den Verbesserungen ihrer Beweglichkeit nach einer Knie-OP befragt (Khanna et al. 2011. Comparison of patient-reported and clinician-assessed outcomes following total knee arthroplasty. J Bone Joint Surg Am 93(20), e117(1)-(7), doi: 10.2106/JBJS.J.00850). Innerhalb von zwei Wochen nach dieser Selbsteinschätzung wurden die Patienten von einem Arzt beurteilt. Es fiel auf, dass die Beurteilung des Arztes deutlich positiver ausfiel als die von den Patienten berichteten Erfahrungen in Bezug auf Schmerzempfinden und Bewegungsmöglichkeiten. Dennoch scheint dieses System der Patientenbefragung sehr gut geeignet zu sein, in der Zukunft die größer werdende Menge an Patienten postoperativ zu beurteilen. Zusätzlich ersparen die Fragebögen die mitunter beschwerliche Anreise ins Krankenhaus zur Nachsorgeuntersuchung.

Dennoch zeigt diese Studie, dass es tatsächlich Abweichungen im Erleben der Patienten gibt, und dass das Ergebnis einer Knieoperation auch von weiteren Lebensumständen abhängen kann. Daher sollte eine Operationsvorbereitung auch immer ein Gespräch über Gewichtsreduktion und eine aktivere Lebensgestaltung umfassen.

Weitere Quellen:
http://gelenk-doktor.de/fragen-knie-gelenk/kniearthrose-operation-arthroskopie-knieprothese